SAP Logistics Management – Die strategische Lücke ist geschlossen
Die Erwartungen an die Logistik steigen stetig. Angesichts volatiler Märkte und des Automatisierungsdrucks ist die entscheidende IT-Frage: Wie steuern wir Wachstum, ohne dass Komplexität und Kosten explodieren?
Bisher standen viele SAP-Anwender vor einem Dilemma:
Sie konnten entweder das schlanke, aber funktional eingeschränkte SAP Stock Room Management (SRM) einsetzen – oder direkt auf SAP Extended Warehouse Management (EWM) setzen, das zwar leistungsstark, für kleinere oder dezentrale Lager aber häufig überdimensioniert war. Das Ergebnis: zergliederte Prozesslandschaften, redundante Lösungen und teure Integrationsaufwände.
Mit der Einführung von SAP Logistics Management (LGM) im Oktober 2025 schließt SAP nun genau diese strategische Lücke. LGM ist ein Cloud-basiertes Logistikmodul, das gezielt für Organisationen mit mehreren, mittelkomplexen Lagerstandorten konzipiert wurde – und ermöglicht eine deutlich schlankere, einheitlichere und intuitivere Abwicklung von Logistikprozessen.
Die historische Herausforderung: Das Dilemma der Systemwahl
In der Vergangenheit sahen sich SAP-Kunden oft mit einer schwierigen Systemwahl konfrontiert:
Entweder stand das unkomplizierte SAP Stock Room Management (SRM) zur Verfügung, oder das hochfunktionale SAP Extended Warehouse Management (EWM). Viele Unternehmen versuchten, ihre weltweiten Standorte mit EWM und SAP Transportation Management (TM) zu standardisieren.
Für Lager mit geringerer Komplexität erwies sich SAP EWM jedoch häufig als überdimensioniert: Die Implementierungsdauer war lang, der Konfigurationsaufwand komplex und die Anforderungen an Schulungen hoch.
Das Resultat war eine ineffiziente und fragmentierte IT-Landschaft: Da sich der Einsatz von EWM für kleinere Standorte nicht rechnete, blieben Unternehmen bei limitierten SRM-Funktionen oder wichen auf Insellösungen aus. Dies verhinderte die durchgängige Transparenz und Prozessintegration.
SAP LGM schließt die Lücke
Diese Situation ändert sich mit SAP LGM. Das Modul wurde im Oktober 2025 auf der SAP Connect in Las Vegas vorgestellt und ist für SAP S/4HANA-Kunden mit mehreren, kleineren oder mittelgroßen Standorten konzipiert, die eine moderate Komplexität aufweisen.
Während komplexe Distributionszentren weiterhin auf die Leistungsfähigkeit von EWM und TM angewiesen sein werden, stellt SAP LGM eine leichtgewichtige, Cloud-native Alternative dar. Technologisch baut LGM auf der SAP Business Technology Platform (BTP) auf und wird als Software-as-a-Service (SaaS) kontinuierlich weiterentwickelt. Die allgemeine Verfügbarkeit ist für das erste Quartal 2026 geplant.
Mobile Flexibilität: Intuitive User Experience für das Lager
Ein entscheidendes Merkmal von SAP LGM ist die native Unterstützung mobiler Prozesse, bei denen die User Experience (UX) an vorderster Stelle steht. Die App wurde konsequent so entwickelt, dass sie intuitiv führt und die Akzeptanz beim Lagerpersonal maximiert.
Die zugehörige mobile App (für Android und iOS) ermöglicht es Ihren Mitarbeitern, Lageraufgaben papierlos und in Echtzeit abzuwickeln – direkt vom MDE-Gerät oder Smartphone aus. Dies betrifft alle Kernprozesse von Wareneingang, Kommissionierung bis zur Umlagerung.
Die Gestaltung der App zeigt, wie wichtig SAP die Erfahrung des Bedieners nimmt:
Minimale Einarbeitung: Das System leitet den Nutzer Schritt für Schritt durch die Aufträge, sodass auch neue Mitarbeiter schnell und sicher Aufgaben übernehmen können – ganz nach dem Motto „Guided Picking“.
Ergonomie und Klarheit: Durch große, klare Schaltflächen und eine reduzierte Darstellung ist die App optimal für die Bedienung im Lagerumfeld, auch mit Handschuhen, konzipiert.
Erhöhte Präzision: Statt manueller Eingabe wird auf Barcode-Scanning gesetzt. Dies reduziert Eingabefehler drastisch und sorgt für eine hohe Datenqualität.
Echtzeit-Feedback: Der Mitarbeiter erhält sofortige Rückmeldung über den Status seiner Aufgabe.
Diese UX-optimierte Lösung steigert nicht nur die operative Effizienz, sondern sorgt auch für eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit und eine schnelle Time-to-Productivity.
Einordnung im SAP-Portfolio
SAP SRM
SRM umfasst die Basis-Lagerverwaltungsfunktionen, die in S/4HANA integriert und ohne zusätzliche Lizenz nutzbar sind. Dies ist die kostengünstigste Option für sehr einfache Prozesse (z.B. Bestandsführung, einfache Ein-/Auslagerungen). Allerdings stößt SRM schnell an seine Grenzen, sobald komplexere Anforderungen (z.B. Automatisierung, Wellenplanung, detaillierte Verpackungslogik) ins Spiel kommen.
SAP EWM
EWM ist die umfassende Lösung für hochkomplexe Logistikszenarien. Es deckt den vollen Funktionsumfang ab, von der Nachschubsteuerung bis zur Anbindung hochautomatisierter Technik via Materialflusssteuerung (MFS). EWM ist die strategische Wahl für Unternehmen mit globalen Strukturen und einem Bedarf an maximaler Funktionalität, auch wenn dies mit einem höheren Einführungsaufwand verbunden ist.
SAP LGM
LGM positioniert sich bewusst als Alternative für Läger mit geringer bis mittlerer Komplexität. Es vereint grundlegende Funktionen der Lagerverwaltung und des Transportmanagements in einer Plattform. Der Fokus liegt auf Kernprozessen wie Wareneingang, Kommissionierung, Verpackung und Warenausgang sowie der direkten Disposition von Frachten. Funktionen wie die Anbindung an Fördertechnik und Gefahrstoffbehandlung.
Fazit und Ausblick
SAP Logistics Management adressiert zweifellos einen klaren und dringenden Bedarf: Es bietet SAP-Kunden eine moderne, integrierte Logistikplattform, die deutlich einfacher und schneller einsetzbar ist als ein vollumfängliches SAP EWM.
Allerdings befindet sich SAP LGM aktuell noch in den Anfängen und erfordert eine kritische Betrachtung. SAP hat jedoch bereits angekündigt, den Funktionsumfang zügig auszubauen und das Modul kontinuierlich anhand des Feedbacks der ersten Testkunden zu optimieren. LGM ist klar als zukünftiger Standard für kleinere und mittlere Lagerstandorte positioniert und wird die Rolle von Stock Room Management voraussichtlich vollständig übernehmen, sobald es ausgereift ist.
Fazit: LGM ist ein vielversprechender Baustein, der die strategische Lücke schließt. Unternehmen sollten die Entwicklung dieses Moduls eng verfolgen und die offizielle Roadmap konsultieren, um die langfristigen Potenziale für die eigene IT-Strategie bewerten zu können.
Max Fröhlich, SAP Consultant
Kontakt & Austausch
Kurz zu mir: Ich bin Max Fröhlich, SAP EWM Berater. Aktuell setze ich mich intensiv mit Logistics Management auseinander und finde es besonders gut, dass SAP hier den Fokus nun so stark auf die Benutzerfreundlichkeit legt.
Wie schätzen Sie das Potenzial ein? Schreiben Sie mir gerne einfach Ihre Gedanken in die Kommentare – ich freue mich auf einen Austausch.

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